Bildung und Nachhaltigkeit

Bild von Kindern bei einer waldpadädagogischen Führung
Copyright Haus des Waldes Hundisburg

Waldpädagogik

Die Begriffe „Waldpädagogik“ und „waldbezogene Umweltbildung“ werden synonym verwendet. Es besteht keine hierarchische Beziehung zwischen den Begriffen, „Umweltbildung“ steht als gemeinsamer Oberbegriff.

Waldpädagogik ist qualifizierte waldbezogene Umweltbildung.

Waldpädagogik umfasst alle den Lebens-, Erfahrungs- und Wirtschaftsraum Wald und seine Funktionen betreffenden Lernprozesse, die den Einzelnen und die Gesellschaft in die Lage versetzen,

  • langfristig
  • ganzheitlich und
  • dem Gemeinwohl verpflichtet

und damit verantwortungsvoll sowie zukunftsfähig zu denken und zu handeln.

Waldpädagogik ist damit

  • Summe waldbezogene Bildungsaktivitäten jedweder Art
  • Bildungsarbeit
  • ein Vermittlungsprozess zwischen Mensch, Wald und Gesellschaft
  • ein Weg zur Natur, (da in Deutschland Wald i. d. R. das Synonym für Natur darstellt)
  • ein Beitrag zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Wald und Waldpädagogik im Kontext „nachhaltiger Entwicklung“ und einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“

Der Abschlussbericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung im Auftrag der UN, nach seiner Vorsitzenden auch Brundtland-Bericht genannt, fordert 1987 ein Konzept der Nachhaltige Entwicklung (eng. sustainable development): „Wir benötigen ein Konzept globaler Entwicklung, das „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“

Fünf Jahre später fordert die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro1992, auch als Rio-Konferenz oder Erdengipfel bezeichnet, im Abschlusspapier der Agenda 21, Kapitel 36 „Schulbildung, Bewußtseinsbildung und berufliche Aus- und Fortbildung“ eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Die Vereinten Nationen haben für 2005-2014 die UN-Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgerufen.

Das Konzept der Nachhaltigkeit beinhaltet (nach Gerhard de Haan)

  • Lokale & Globale Gerechtigkeit – Sozio-kulturelle Seite der Nachhaltigkeit
  • Dauerhaft Umweltverträglichkeit – Ökologische Seite der Nachhaltigkeit
  • Zukunftsfähige wirtschaftliche Entwicklung – Ökonomische Seite der Nachhaltigkeit

Der Begriff „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) bedeutet Bildung, die Menschen dazu befähigt, Probleme, die das Leben auf unserem Planeten bedrohen, vorherzusehen, sich ihnen zu stellen und sie zu lösen. Er bezeichnet darüber hinaus eine Bildung, die Werte und Prinzipien fördert, die Basis für eine nachhaltige Entwicklung sind (Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit, soziale Toleranz, Armutsminderung, Schutz und Wiederherstellung der Umwelt, Wahrung natürlicher Ressourcen und gerechte und friedliche Gesellschaften).“

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ nach Gerhard de Haan

  • dient dem Erwerb von Gestaltungskompetenz.
  • dient der Befähigung zum mentalen Wandel
  • leistet eine zukunftsfähige Sinnstiftung
  • befähigt zum partizipativen, inter- / und transdisziplinären Handeln

Waldpädagogik leistet Beiträge für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Nachhaltigkeit – historische Quellen:

Ursprünglich kommt der Begriff „Sustainable Development“ oder „Nachhaltigkeit“ aus der internationalen Forstwirtschaft. Bereits im 17. Jhdt. finden sich Belege hierfür bei J. Evelyn (1664): Sylva, or a Discourse of Forest-Trees. London: Zukünftige Generationen (posterity) berücksichtigen. Die jeweils lebende Generation sei nicht für sich allein geboren, „non sibi soli natus“ sondern „born for posterity“ geboren für die Nachkommenschaft/Nachwelt.

In Deutschland schreibt Hans Carl von Carlowitz bereits 1713 in seiner „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“: „Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“

Wald und Nachhaltigkeit

Vielfältige Waldfunktionen – Nachhaltigkeitaspekte im Wald

Ein und dieselbe Fläche bietet Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere, produziert den Rohstoff Holz, ist Ausflugsziel, Arbeitsplatz und Einkommensquelle. Die Vielzahl von Leistungen des Waldes bringt eine Vielzahl von Ansprüchen ihm gegenüber mit sich. Deshalb muss ein Grundsatz sicherstellen, dass die Vielfalt seiner Leistungsfähigkeit dauerhaft gesichert bleibt.

Dieser Grundsatz ist das Prinzip der Nachhaltigkeit. Bereits 1560 wurde das Prinzip, Holz nur so zu schlagen, dass der Wald sich wieder erholen kann, in der kursächsischen Forstordnung festgelegt. Der Begriff selbst wird auf den Freiberger Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz aus dem Jahr 1713 zurückgeführt. Der immense Holzverbrauch im Bergbau und die damit einhergehende Waldverwüstung waren Anlass, die kontinuierliche Bereitstellung von Holz zu sichern. Heute soll das Nachhaltigkeitsprinzip auch die Erfüllung der anderen Funktionen des Waldes auf Dauer garantieren, so dass die heutige Definition der Nachhaltigkeit drei Komponenten beinhaltet:

– Die ökonomische Nachhaltigkeit beinhaltet das Ziel, die Ertragsfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit der vielseitigen Leistungen der Wälder dauerhaft zu gewährleisten.

– Die ökologische Nachhaltigkeit beinhaltet das Ziel, Natur und Umwelt für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Dies umfasst den Erhalt der Artenvielfalt, den Klimaschutz, die Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Gestalt sowie generell einen schonenden Umgang mit der natürlichen Umgebung.

– Die soziale Nachhaltigkeit beinhaltet das Ziel, heutigen und künftigen Generationen ihre vielseitigen Lebensansprüche an die Wälder, wie Arbeit und Erholung, Kultur und Bildung, zu sichern.

Helsinki-Definition
Bei der Zweiten Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa in Helsinki 1993 wurde die nachhaltige Waldbewirtschaftung so definiert: „Die Behandlung und Nutzung von Wäldern und Waldflächen auf eine Weise und in einem Ausmaß, dass deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie deren Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft zu gewährleisten, auf lokaler, nationaler und globaler Ebene erhalten bleiben, ohne anderen Ökosystemen Schaden zuzufügen.“